Zweite Reha – ja oder nein?

Bald ist es so weit: In drei Tagen mache ich das erste krebsfreie Jahr voll. Ich weiß, ich hatte es schon erwähnt. Aber es freut mich einfach so sehr und gibt mir so ein gutes Gefühl, dass ich es gar nicht oft genug sagen kann.

Von diesem Tag an verging noch einiges an Zeit, bis ich wieder ins Alltagsleben einstieg. Erst die Reha machte mich richtig fit. Nicht nur körperlich, sondern vor allem geistig. Innerhalb eines Jahres nach der Reha darf man einen zweiten Antrag stellen und nochmals fahren. Bis vor kurzem war ich felsenfest davon überzeugt, dieses zweite Mal auf jeden Fall zu beantragen. Aber auf der Suche nach einem alten Rehagefährten, der eventuell mitkommen würde, stoße ich mehr auf eine ablehnende Haltung, sodass ich mittlerweile auch nicht mehr so genau weiß.

Klar, gibt es Argumente dagegen und dafür. Ein Argument, was ich jetzt schon von mehreren gehört habe: Reha heißt auch, sich wieder mit Menschen zu unterhalten, die die Krebstherapie gerade erst hinter sich haben und ganz andere Probleme haben, als jetzt nach über einem Jahr. Das stimmt natürlich. Vor allem die Gruppentherapie war beim letzten Mal schon anstrengend. Und wenn ich könnte, würde ich versuchen, diese Gruppensitzungen zu vermeiden.

Aber ich habe die Zeit in der Rehaklinik als sehr angenehm erfahren, wenn auch unsere Gruppe leider nicht ganz so harmonierte. Es tat einfach gut, unter jungen Leuten zu sein, die ähnliches erlebt haben und vor allem ist es gut, um an sich zu arbeiten. Ich würde auch in keine „normale“ Rehaeinrichtung wollen, wo man bunt gemischt in allen Altersgruppen an den Tischen sitzen muss. Dafür habe ich zu wenig Geduld. Und meiner Meinung nach, sind die Probleme andere, wenn man so jung Krebs bekommt. Deshalb bleibt eigentlich nur Bad Oexen. Dort gibt es ein Angebot, dass sich an Leute bis 32 Jahre richtet.

Dieses Mal würde ich vor allem Sportprogramm machen wollen. Aber vielleicht würde ich mich auch langweilen, denn Vorträge, Gruppentherapie und Schwimmen würde ich streichen lassen. Bleibt da noch genug übrig?

Ich bin wirklich hin und hergerissen. Ich denke immer, dass es mich nicht zurückwerfen würde, denn es gehört nun mal zu meinem Leben. Es ist ein Kapitel, dass ich überstanden habe, aber nicht einfach wegradieren kann. Und in gewisser Weise wird man wahrscheinlich wieder etwas demütiger. Dem Leben gegenüber. Aber vielleicht ist es auch nicht gut, wenn ich als angstbehafteter Mensch dorthin fahre, der noch einiges an Problemen im Kopf vor sich hin schiebt.

Ich habe die letzten Monate mit meiner Psychologin an meiner psychischen Verfassung gearbeitet und ich finde, wir haben mich wieder ganz gut hinbekommen. Ich bin größtenteils positiv und habe mir einige Leitsprüche zurechtgelegt, um durch das Leben zu kommen. Ich lebe wieder mein Leben und habe Spaß. Also nicht immer, aber schon oft. Reiße ich das dann wieder mit dem Hintern ein, wenn ich erneut zur Reha fahre?

Ach mensch, seht ihr mein Dilemma? Und hat jemand eine Lösung parat oder zumindest einen Ansatz? Ihr habt mir schon viel geholfen mit euren Kommentaren, also frage ich euch: Was würdet ihr tun? Zweite Reha. Ja oder nein?

Eure auf Rat angewiesene Izzie

6 Gedanken zu “Zweite Reha – ja oder nein?

  1. Puh, schwierig. Also, was soll ich denn sagen, die seit 15 Jahren in Therapie hängt.. ich hatte mir letztens schon n Buchtitel überlegt „15 Jahre Therapie und keine Heilung in Sicht“. Also ich denke ja prinzipiell umso mehr man drüber redet, umso besser. ich finde, du musst dann aber auch den ganzen Gruppentherapie Kram mitmachen, nur die „Schönen Dinge“ aussuchen, geht nicht. Vielleicht ist es auch gut, wenn man mit den „Ersthelfern“ in der Gruppe ist, umso lernen, wie viel man schon erreicht hat und als Vorbild zu dienen. Izzie, ich weiß es nicht, hör auf dein Gefühl!

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    • Liebe Sandra, gibt’s denn sowas? Ich habe doch tatsächlich bisher keine Rückmeldung gegeben und das hast Du nun wirklich nicht verdient. Ein Kommentar darf niemals unbeantwortet bleiben. Ich danke dir für deine ehrliche Meinung und wahrscheinlich hast Du recht, dass auch die Gruppentherapie ihre guten Seiten haben kann. Man muss wahrscheinlich sehen, wer mit in der Gruppe ist. Aber letztlich kann man das sowieso nicht wegschieben. Irgendwie muss man da durch. Mittlerweile tendiere ich sehr stark zu, ich mach ne Reha. 😉
      Liebe Grüße
      Izzie

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    • Sweetkoffie, das sagst du es. In den letzten Tagen hat sich doch tatsächlich noch eine Möglichkeit aufgetan. Eine liebe ehemalige Rehapartnerin ist voraussichtlich mit an Board. Das macht die Entscheidung um einiges leichter.
      Viele Grüße
      Izzie

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  2. Also, mir kommt das so vor, als ob Absätze 5 und 7 entscheidend wären: Psychisch fühlst du dich (meistens, und das ist viel) stabil und gut aufgestellt, da bist du versorgt und brauchst die Reha-Angebote nicht (Absatz 7). Und eigentlich würdest du vornehmlich die Sportangebote in Anspruch nehmen (5). Mhhh….also, für mich klingt das jetzt nicht, als ob du zwingend die Reha bräuchtest. Sportvielfalt kannst du anders haben, noch dazu mit ganz gesunden, vollkommen krebsfreien und sogar jungen Menschen bei dir vor Ort. Für die Psychokrebsschiene hast du auch jemanden vor Ort.
    Also rein von deinem Post ausgehend: Nee! Aber bekanntlich ist ein Mensch und eine Izzie ja mehr als die Summe ihrer Posts :-). Und letztendlich hast nur du das einzig richtige Bauchgefühl. Aber nur, weil die erste Reha so gut tat, würde ich keine zweite machen. Die Rechnung geht wohl eher nicht auf, weil einfach alles nun schon so anders ist als damals (nach dem Krieg). Du wirst das richtig entscheiden (aber ich, ich würde zuhause bleiben). Hilft nun so gar nicht, oder?
    Ganz liebe Grüße!

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    • Liebe trixih,
      mal wieder sehr schön geschrieben dein Kommentar. Eine Izzie ist mehr als die Summe ihrer Posts! Herrlich. Danke dafür und für dein Schwanken, das meinem doch so nahe kommt. Es ist ein Bauchgefühl, da hast du recht. Aber mein Bauch sagt, ich sollte es machen, denn ich bin noch nicht komplett drüber weg und eine Auszeit in dieser Form wird sich bezahlt machen, das weiß ich. Ich tendiere mittlerweile zu ja, weil ich denke, dass ich die Gelegenheit nutzen sollte, um mich ein Stück weit wieder einzunorden. Der Alltag hat einen so schnell wieder eingeholt. Ich werde euch auf jeden Fall auf dem Laufenden halten.
      Ganz liebe Grüße zurück, wenn auch megaverspätet (Kommentar hatte ich allerdings sofort gelesen, nur das Antworten ist mir durch die Lappen gegangen)
      Izzie

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